Ganz persönlich: Stefan Züst

Leidenschaftlicher Bootsbauer, Segler und Abenteurer

Liebevoll haucht Stefan Züst alten Klassikern neues Leben ein, widmet sich mit Hingabe auch „hoffnungslosen Fällen“. Ob Segelyachten, Motorboote oder Ruderboote, Hauptsache Holz. In seiner Werft in Altnau beschäftigt der gelernte Bootsbauer vier Mitarbeiter, die seine Liebe zum Holz teilen. Rund 90 Schiffe, die Meisten klassische Segelyachten, sind in Pflege oder haben dort ihr Winterlager. Neben Restaurationen führt er auch Neubauten für sich oder im Auftrag aus. Derzeit arbeitet er an einem modernen Gaffelkutter  – dem Lake Constance Pilot Cutter – der nicht nur auf dem See, sondern auch einhand auf dem offenen Meer allen Widrigkeiten trotzt. Ein Schiff, auf das Wesentliche reduziert. Für Abenteurer wie ihn, die sich abseits des Mainstreams bewegen möchten und die Nähe zur Natur suchen.

Wieso haben Sie sich als Bootsbauer auf Holzschiffe spezialisiert?

Die Spezialisierung auf Holzschiffe kommt nicht von ungefähr. Die Möglichkeiten des Materials, die zeitlose Eleganz und sicherlich auch die klassische Ausbildung in meinen Lehrbetrieben haben eine anhaltende Faszination hinterlassen. Heute arbeite ich als Bootsbauer fast ausschliesslich mit Holzschiffen aller Art: Segelyachten, Motorboote aber auch Ruderboote restauriere und baue ich.

Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für Holzschiffe entdeckt?

Aufgewachsen bin ich in Güttingen am Bodensee. Schon seit meiner frühen Kindheit faszinierten mich Schiffe und so kam es, dass ich bereits in der 4 Klasse ein Canoe aus Holz bauen durfte. Seit diesem Augenblick verbrachte ich einen Grossteil meiner Jugend auf dem Wasser oder in irgendwelchen Garagen und Hinterhöfen um an meinen ersten Segelschiffen zu basteln, die danach natürlich auch regattiert werden wollten! Meine Passion für Holzschiffe war geborgen und liess mich nie mehr los.

Wie ging es weiter? Wie wurden Sie Bootsbauer?

Mit dem Lehrbeginn als Bootsbauer bei der Werft Stäheli & Tschumper in Kreuzlingen hatte ich das grosse Glück, meine Leidenschaft auch beruflich umsetzen zu können. Aufgrund der Schliessung meines Lehrbetriebs gegen Ende der Lehrzeit, beendete ich meine Ausbildung zum Bootsbauer in der Yachtwerft Wirz in Steinach.

Sie haben sich bereits 2002, ein Jahr nach der Lehre zum Bootsbauer, Selbstständig gemacht. Wie kam es dazu?

Die Grundsteinlegung zur Selbständigkeit erfolgte fast ein bisschen aus heiterem Himmel. Ein Freund beauftragte mich mit der Restaurierung eines wunderschönen, aber ziemlich heruntergekommenen Klassikers. Da die Garage wohl oder übel zu klein für diese Yacht war, musste ein Vorbau aus Plastikplanen den herausstehenden Bug während der Restauration vor Regen schützte. In den paar Monaten dieser Arbeit hat der klassische Glanz des hervorstehenden Mahagonibuges wohl nicht nur mich verzaubert. Nach der Fertigstellung warteten bereits weitere Oldtimer auf pflegende Hände … . Und so kam es, dass ich bereits im Alter von 21 Jahren meine erste eigene Werft in Oberaach eröffnete.

Seit 2012 haben Sie ja Ihre Werft in Altnau. Warum der Umzug?

Es war eine einmalige Gelegenheit näher an den See zu kommen. Zudem kamen die Kapazitäten in Oberaach an ihre Grenzen. Die Werft wuchst und wuchst und sogar jetzt müssen wir immer wieder weiter ausbauen.

Sie sind bekannt für Ihre abenteuerlichen Einhand-Segeltörns auf Routen, die sonst eher gemieden werden?

Ich selber würde mich weniger als Abenteurer bezeichnen. Es ist mehr die Leidenschaft für Boote und das Segeln, die mich bei der Arbeit und auf Reisen begleitet. Ich Liebe das Nicht-Alltägliche, das Ungewöhnliche und bevorzuge daher auch Routen abseits des üblichen Chartertourismus … und natürlich auf Holzschiffen, wie der „Ailean Mòr“ einem 5,8m kleinen Golant Gaffer, der mich auf all meinen Törns begleitet. Meine Erfahren teile ich gerne in Vorträgen und berate auch gerne Menschen, die ebenfalls solche Segelreisen unternehmen wollen, aber nicht wissen, wie ein kleines Schiff für solch eine Reise umgebaut und ausgestattet werden muss.

Sie regattieren auch?

Ja, wenn es die Zeit zulässt, regattiere ich auf meinen eigenen Klassikern. Die stetige Herausforderung auf dem Wasser entspannt mich nicht nur, sie macht auch den Weg frei für neue Inspirationen und sorgt dafür, dass ich die Wünsche nach schnelleren, besseren und eben auch schöneren Schiffen meiner Kunden immer wieder selber neu erlebe.